Herausgeben:
Informationen für Redaktionen

Sie arbeiten an einem Open-Access-Projekt in der Geschlechterforschung?
Wir freuen uns über Vernetzung!

Qualitätssicherung

Eine wichtige Aufgabe von wissenschaftlichen Publikationsorganen ist es, die Qualität der veröffentlichten Arbeiten zu überprüfen. Open-Access-Zeitschriften und -Publikationsreihen stehen hier vor derselben Herausforderung wie Zeitschriften, die auf klassischen Wegen vertrieben werden: Sie sollen gewähren, dass das Wissen, das in den Beiträgen verhandelt wird, gesichert ist. Dies ist eine komplexe Aufgabe. 

Peer Review als Standard

Der gängige Standard der wissenschaftlichen Qualitätssicherung ist das Peer Review – die Evaluation durch qualifizierte Kolleg*innen aus der wissenschaftlichen Community. Es gibt verschiedene Formen von Peer Review. Mit dem Begriff Peer Review ist i.d.R. die Begutachtung durch externe Gutachter*innen gemeint. Begutachten Mitglieder der Redaktion die Manuskripte, wird von Editorial Review gesprochen. Als besonders anerkannt gilt das Double-Blind Peer Review, das von externen Gutachter*innen durchgeführt wird. Die Besonderheit hier ist, dass die Gutachter*innen die Namen der Autor*innen nicht erfahren – und umgekehrt.

Dass ein Beitrag per Peer Review überprüft worden ist, darf nicht als Beweis für Qualität oder gar Richtigkeit interpretiert werden. Denn wissenschaftliche Studien zum Peer Review kommen zu ernüchternden Ergebnissen, was die Frage betrifft, ob Peer-Review-Verfahren dazu geeignet sind, ihre Ziele zu erfüllen. Dazu kommt, dass die Ziele von Peer Review oftmals nicht klar definiert sind.

Die Ergebnisse der Peer-Review-Forschung können Anreize dafür setzen, sich über den Zweck der Begutachtungsverfahren zu verständigen. Herausgeber*innen und Redaktionen können damit zu einer Verbesserung der Prozessqualität bei der Publikation wissenschaftlicher Beiträge beitragen.

Prozessqualität und Transparenz

Die Frage der Qualität wissenschaftlicher Publikationen beschränkt sich nicht auf die Entscheidung für ein Qualitätssicherungsverfahren, sondern umfasst den gesamten Publikationsprozess. Dazu gehören ein transparenter Umgang mit dem Mission Statement der Zeitschrift und den Rollen und Funktionen, die Redakteur*innen, (externe) Gutachter*innen und Herausgeber*innen einnehmen. 

Wichtig sind auch Reflexion der (impliziten und expliziten) Qualitätsanforderungen, ein offener Umgang mit Auswahlkriterien und ein transparentes Qualitätssicherungsverfahren. Zur Transparenz kann ein (teil-)standardisiertes Verfahren Beitragen, dass gegenüber den Gutachtenden und Autor*innen klar kommuniziert, welche Kriterien beachtet werden sollen. Damit hängt schließlich die Frage zusammen, in welcher Form die Gutachten an die Autor*innen übermittelt werden und ob eine Möglichkeit eingeräumt wird, Einspruch gegen die Aussagen der Gutachter*innen einzulegen.

Darüber hinaus ist auch ein gender- und diversitätssensibler Umgang mit Einreichungen wichtiger Aspekt von Prozessqualität. Dies betrifft u.a. die Frage, welche Expertisen und Perspektiven in einem Begutachtungsverfahren anerkannt und berücksichtigt werden.

Open Review

Eine Möglichkeit, den Prozess der Qualitätsprüfung transparenter zu gestalten, ist die öffentliche, nicht-anonyme Begutachtung von veröffentlichten Beiträgen. Beim Open Review wird die gesamte Community dazu eingeladen, den Beitrag öffentlich zu kommentieren. Das öffentliche kollegiale Feedback sollte dabei moderiert und durch einen Code of Conduct unterstützt werden.

Rolle der Geschlechterforschung

Wie jedes wissenschaftliche Feld muss auch die Geschlechterforschung sich zu der Frage positionieren, was wissenschaftliche Qualität ausmacht. Die Transformation hin zu Open Access kann ein Anlass sein, Qualitätsstandards zu reflektieren und im Publikationsprozess verstärkt auch zu operationalisieren. 

Auch mit Blick auf eine allgemeine wissenschaftliche Diskussion um Qualität kann sich die Geschlechterforschung verstärkt einbringen. Denn als inter- und transdisziplinäres Feld ist sie erstens oftmals ganz praktisch mit der Herausforderung konfrontiert, die Qualitätskriterien und -standards unterschiedlicher Fächer miteinander zu verbinden. Zweitens gehört die kritische Wissenschaftsforschung zum Profil der Geschlechterforschung. Und drittens verfügt sie über die theoretischen und methodischen Zugänge, die erforderlich sind, um sich aus intersektionaler Perspektive mit den Ein- und Ausschlüssen wissenschaftlicher Praxis zu befassen. Diese Aspekte können in die offene Qualitätsdebatte produktiv einfließen, die im Zuge der Transformation hin zu Open Access derzeit geführt wird.

Shopping Basket