Open Access verfolgt das Ziel, wissenschaftliche Publikationen für alle Menschen frei zugänglich und nutzbar zu machen.
Die Open-Access-Bewegung entstand vor dem Hintergrund der Zeitschriftenkrise in den 1990er Jahren: Steigende Abo-Preise für wissenschaftliche Fachzeitschriften, die Entwicklung von Oligopolen im Verlagswesen und schrumpfende Bibliotheksbudgets hatten dazu geführt, dass die Versorgung der Wissenschaftsgemeinde mit wissenschaftlichen Publikationen schwierig wurde. Immer mehr Wissenschaftler*innen stellten infrage, Fachartikel, die mit öffentlichen Geldern finanziert wurden, nach der Veröffentlichung quasi zurückgekauft werden müssen.
Gleichzeitig entwickelte sich mit dem elektronischen Publizieren im Internet eine Alternative zu den klassischen gedruckten Verlagspublikationen.
Seit Anfang der 1990er Jahre die ersten Online-Archive und -Zeitschriften entstanden sind, wird darüber diskutiert, wie Open Access als neues Modell wissenschaftlichen Publizierens umgesetzt werden kann. Wichtige Meilensteine dieser Debatte waren die Budapest Open Access Initiative Declaration (2002; 2012), das Bethesda Statement on OA Publishing (2003) und die Berliner Erklärung (2003).
Mehr Gerechtigkeit – mehr Sichtbarkeit
In diesen Dokumenten kommt zum Ausdruck, dass Open Access eine Frage der Gerechtigkeit ist: Das Prinzip der Openness zielt darauf ab, es Menschen weltweit zu ermöglichen, an wissenschaftlichen Erkenntnissen und Entwicklungen zu partizipieren. Insbesondere finanzielle Hürden und institutionelle Zugangsbarrieren werden dadurch abgebaut.
Freier Zugang zu Wissen ist ein Ziel, das dem Anliegen der Geschlechterforschung entspricht, sich wissenschaftlich mit intersektionalen Macht- und Ausschlussmechanismen auseinanderzusetzen. Zudem ermöglichen offene Formen des Publizierens inter- und transdisziplinären Feldern wie der Geschlechterforschung neue Möglichkeiten der Vernetzung und Kommunikation.
Open-Access-Publizieren verschafft der Geschlechterforschung aber auch eine größere öffentliche Sichtbarkeit und die Möglichkeit einer breiten Rezeption ihrer Ergebnisse.
State of the Art im wissenschaftlichen Publizieren
Mittlerweile ist Open Access auch institutionell verankert: Viele Universitäten und Forschungseinrichtungen haben die Berliner Erklärung unterzeichnet oder eigene Open-Access-Strategien entwickelt. Damit verpflichten sie sich, die Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Publikationswesens praktisch zu unterstützen. Auch Einrichtungen der Forschungsförderung wie etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Wissenschaftsfonds FWF in Österreich, der Schweizerische Nationalfonds und die Forschungsförderung der Europäischen Union verlangen mittlerweile, dass aus ihren Mitteln finanzierte Forschungsergebnisse möglichst Open Access veröffentlicht werden. Im Rahmen der cOAlition-S hat ein Verbund europäischer und internationaler Forschungsfördereinrichtungen festgelegt, dass ab 2021 alle durch öffentliche Gelder der beteiligten Einrichtungen finanzierten Forschungsergebnisse in Open-Access-Zeitschriften oder auf Open-Access-Plattformen veröffentlicht werden müssen.
Damit hat sich Open Access von einer Alternative zum neuen Standard im wissenschaftlichen Publizieren entwickelt.
Veränderungen des wissenschaftlichen Publizierens
Die Modernisierung ihrer Publikationsgepflogenheiten in Richtung Open Access ermöglicht der Geschlechterforschung die Mitwirkung an den grundlegenden Veränderungen des Publizierens durch neue technische und rechtliche Gegebenheiten.
Die Open Gender Platform bietet Informationsangebote, vernetzt Open-Science-Projekte, entwickelt neue Open-Access-Formate und Tools für die Geschlechterforschung.
Sie wird von der Fachgesellschaft Geschlechterstudien getragen und wurde im Rahmen eines BMBF-Projektes am Margherita-von-Brentano-Zentrum entwickelt.